Arbeiten

Von der Pflege in den Einkauf

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Hier nehmen Mitarbeitende ihren Werdegang selbst in die Hand

Man würde meinen, dass Menschen, die sich für einen Gesundheitsberuf entscheiden, ihren Lebensweg gefunden haben. Und auf diesem Weg bleiben. Nicht so im Kantonsspital Graubünden. Hier können sich Mitarbeitende beruflich neu orientieren und wechseln so auch mal von der Medizin in die IT. Drei ehemalige Pflegefachfrauen und -männer und ein Arzt erzählen von ihrer Laufbahn.

Aus dem OP-Saal auf den Bürostuhl

Für das Pflegepersonal haben viele von uns spätestens seit Corona den höchsten Respekt. Michel Güttler kann das gut nachvollziehen. Er war schliesslich selbst 12 Jahre lang Pflegefachmann. «Ich war in der Notfallbehandlung und im OP tätig. Knochenbrüche gibt es in dieser Gegend ja mehr als genug.» Bis er vor 7 Jahren eher zufällig in das Projektmanagement hineingerutscht ist. «Ich hatte Lust, etwas Neues auszuprobieren, und wollte vom OP-Tisch auf die andere Seite des Projekts wechseln. Den Projektinhalt und die Prozesse verstehe ich, weil ich das Spital und die Bedürfnisse aus der Praxis kenne.» Eine ideale Voraussetzung, denn jetzt koordiniert der Projektleiter die Anschaffung von grösseren Gerätschaften, von denen er vorher im OP tagtäglich umgeben war. Obwohl seine zwei Tätigkeiten unterschiedlicher nicht sein könnten, gibt es ein verbindendes Element: den Menschen. «Anstatt zu Patientinnen und Patienten habe ich jetzt einfach Kontakt zu anderen Projektleiterinnen und Projektleitern.»

 

Bild: Michel Güttler

Notfälle pflegen, OP vorbereiten, Einkäufe koordinieren

Wenn jemand behaupten kann, das Kantonsspital in und auswendig zu kennen, dann ist es Martin Zurburg. Seine erste Stelle als Pflegefachmann hat er 1985 angetreten. Auf der Intensivstation erlebte er sogar den ersten PC im Spital. Weil seine Frau, ebenfalls in der Pflege, und er sich wegen der Schichten selten sahen, wechselte der leidenschaftliche Gleitschirmflieger von der Intensivstation in den OP. Und vom OP dann in den Einkauf. Weshalb der Wechsel in den Einkauf? «Ich liebe die vielseitigen Herausforderungen, die der Einkauf mit sich bringt. Als ich im Jahr 2000 angefangen habe, wurde gerade SAP eingeführt. Das war eine riesige Chance, alte Prozesse zu hinterfragen, weiterzuentwickeln und dann auf diese ‹neue› Plattform zu bringen. Die Materialien und Geräte, die wir einkaufen, kenne ich schon von meinen Pflegestellen auf der IPS und im OP.» Mittlerweile arbeiten im Bereich des Einkaufs und der Logistik 60 Mitarbeitende. Die Voraussetzung für einen solchen Wandel? «Eigeninitiative und Wille. Aber auch die Bereitschaft des Spitals, Weiterbildungsmöglichkeiten in alle Richtungen zu fördern.»

Ein One-Way-Ticket vom Zürcher Unispital ins Churer Büro

In Graubünden war die Zürcherin Regula Rigort schon immer gerne, um ihren zahlreichen Outdoor-Hobbys nachzugehen. Vor 2 Jahren zog es sie dann auch aus Gründen der beruflichen Veränderung dorthin. «Ich habe 20 Jahre als Pflegefachexpertin auf der Intensivstation gearbeitet und war anschliessend 8 Jahre lang Koordinatorin für Transplantation und Organspende. Es war Zeit für etwas Neues.» Abwechslung hat sie hier gefunden. Und leitet jetzt ein ganzes Team und verschiedenste Fachbereiche, wie etwa den Ernährungsfachbereich und den Sozialdienst des Spitals. «Die Intensivstation war sehr abwechslungsreich, stressig und spannend zugleich. Jetzt bin ich im Büro. Vergleichen kann man meine Tätigkeiten gar nicht.» Zurück möchte sie nicht, obwohl der Beruf menschlich sehr viel gibt. «Während der Pandemie wieder auf der Intensivstation zu arbeiten, war aufregend. Aber nur, weil ich nachher wieder etwas anderes machen konnte.» «Es wollen leider nicht genug Menschen in die Pflege. Es ist körperlich und sozial sehr anspruchsvoll. Deswegen ist es wichtig, dass angehende Pflegefachpersonen wissen, dass sie auch innerhalb einer Institution noch andere Möglichkeiten haben.» Was die Zürcherin im Kantonsspital Graubünden besonders schätzt? «Ich bin in einem Umfeld von hochstehendem Fachwissen und trotzdem ist es familiär.»

Bild: links Lukas Dürst, rechts Martin Zurburg

Heute Arzt, morgen Informatiker

Fragt man Lukas Dürst, Stv. Leitender Arzt für Innere Medizin, wo die Schnittstellen zwischen Medizin und Informatik zu finden sind, kommt eine Rückfrage: «Wo sind sie nicht?» Trotzdem: Die Kommunikation zwischen den beiden Bereichen ist eine Herausforderung, die Lukas Dürst angenommen hat. «Der Kliniker kommt mit einer Vorstellung, der Informatiker baut daraufhin etwas. Aber oftmals reden beide Seiten nicht vom genau Gleichen.» Die Informatik fasziniert den Mediziner seit der Jugend. «Das komplexe Denken aus der Medizin braucht es auch in der Informatik. Das macht mir Spass. So bin ich als Bindeglied immer mehr in die Doppelaufgabe hineingerutscht.» Am Anfang war die Informatik nur ein «Ämtli», dann wurde daraus ein Tag pro Woche, und seit Oktober macht Lukas Dürst beides zu 50 %. «Es ist ein konstanter Lernprozess, und es braucht viel Flexibilität von mir und dem Spital, damit ich beiden Tätigkeiten gleichermassen nachkommen kann.» Die räumliche Trennung hilft dabei. Als Arzt ist er im Hauptgebäude, als Informatiker verbringt er seine Tage in einem Büro in der Innenstadt. «Jetzt lösen wir gerade das bestehende Klinikinformationssystem ab. Das braucht viel Konzeptarbeit und Sitzungen mit unterschiedlichen Fachbereichen.» Damit nicht genug. Bald möchte der Mediziner mittels einer Zusatzausbildung noch tiefer in die Welt der Informatik eintauchen.

 

Egal, ob man Patientinnen oder Patienten pflegt, Prozesse optimiert oder Abläufe digitalisiert: Im Kantonsspital Graubünden steht das Wohl des Menschen immer an erster Stelle. Und falls dann doch der Drang nach Veränderung besteht, muss man dafür nicht einmal weit weg.